Startseite Aktuelles Presseartikel: BILD Interview mit Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren: Müde, depressiv? Die Schilddrüse kann schuld sein!
Die Schilddrüse ist quasi der Tausendsassa in unserem Körper. Nur 20 Gramm leicht, hat sie doch Einfluss auf so ziemlich alle Organe. Umso schlimmer, wenn sie nicht mehr richtig arbeiten kann, das hat Folgen für Psyche, Gewicht, Herz, Schwangerwerden, Blutdruck und viele andere Körperfunktionen.
Wie Sie Fehlfunktionen erkennen, was die Symptome sind und was Sie dagegen machen können, erklärt Prof. Hans Udo Zieren, Ärztlicher Direktor des Deutschen Schilddrüsenzentrums.
Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Drüse, in der verschiedene Hormone produziert werden. Für die Synthese der wichtigsten Schilddrüsenhormone benötigt der Körper unbedingt Jod, das er nicht speichern kann und das daher in ausreichender Menge mit der Nahrung aufgenommen werden muss.
Fertige Schilddrüsenhormone werden in das Blut abgegeben, dringen in die Zellen anderer Organe ein und steuern dort die Geschwindigkeit fast aller Stoffwechselprozesse und Körperfunktionen. Sie sorgen zum Beispiel für eine gleichbleibende Körpertemperatur und fördern das zentrale Nervenwachstum.
Im Laufe des Lebens können sehr verschiedene krankhafte Veränderungen oder Störungen der Schilddrüse auftreten. Etwa jeder dritte Deutsche ist von einer Schilddrüsenvergrößerung, einer Knotenbildung, einer Autoimmunerkrankung allein oder in Kombination mit einer Schilddrüsenunter- oder -überfunktion betroffen. Ab dem 45. Lebensjahr sogar jeder Zweite, Frauen insgesamt häufiger als Männer.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) zirkulieren im Körper zu viele Schilddrüsenhormone. Diese sind Energielieferanten für viele Körperzellen. Bei einem Zuviel an Schilddrüsenhormonen hat der Körper daher ein Zuviel an Energie, die Drehzahl vieler Körperfunktionen ist dann zu hoch.
Zu hohe Schilddrüsenhormonspiegel im Blut resultieren meist durch eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen. Häufigste Ursachen sind eine Schilddrüsenautonomie sowie ein Morbus Basedow, eine Autoimmunkrankheit, bei der spezielle körpereigene Antikörper die Schilddrüsenzellen zur vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormonen antreiben. Bei einer Autonomie reagieren Teile der Schilddrüse nicht mehr auf die eigentlich sehr gut funktionierenden körpereigenen Regulationsprozesse und produzieren zu viel an Hormonen.
Andere Ursachen sind zentrale Regulationsstörungen oder auch eine sogenannte Freisetzungshyperthyreose, bei der es z. B. bei akuten Entzündungen zu Zellzerstörungen und damit zur passiven Freisetzung vorproduzierter Hormone kommt. Und es kann auch sein, dass Patienten bei der Behandlung anderer Schilddrüsenerkrankungen zu hohe Dosen an Schilddrüsenhormonen einnehmen.
Bei der Schilddrüsenunterfunktion hat man zu wenige Schilddrüsenhormone. Neben schwerem chronischem Jodmangel kann das folgende Ursachen haben:
Im schlimmsten Fall können die Patienten sowohl bei einer schweren Unterfunktion, als auch bei einer schweren Überfunktion in ein Koma fallen und bei ungünstigem Verlauf an den Folgen sterben. Das ist allerdings sehr selten. Insbesondere bei Patienten mit Vorerkrankungen wie z. B. seitens des Herz-Kreislauf-Systems können sich Schilddrüsenfehlfunktionen nachteilig auswirken.
Das kommt auf die Ursache an. Grundsätzlich sollte der Patient bei einer drohenden oder bereits bestehenden Schilddrüsenüberfunktion zunächst einmal die Zufuhr von Jod drosseln und vor allem nicht noch zusätzliches Jod (z. B. Jodtabletten) aufnehmen.
Zur medikamentösen Behandlung gibt es verschiedene Substanzen. Die häufig eingesetzten Thyreostatika (Medikamente vom Thioamid-Typ) hemmen in der Schilddrüse den Einbau von Jod in die Schilddrüsenhormone und drosseln so die Neuproduktion.
Auf Dauer kann das Gewebe, das zu viel Schilddrüsenhormone produziert, durch radioaktives Jod zerstört oder durch eine OP entfernt werden. Bei bestimmten Knoten ist dies manchmal auch durch eine minimalinvasive Thermoablation möglich, bei der die Knoten durch Hitze gezielt zerstört werden.
Bei einer Unterfunktion werden die fehlenden Hormone medikamentös ersetzt. Die optimale Hormondosis hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist von Mensch zu Mensch verschieden. Daher ist es erforderlich, dass die Schilddrüsenwerte im Blut etwa vier bis acht Wochen nach einer medikamentösen Ersteinstellung und auch nach einer Dosisänderung kontrolliert werden.
Ein Kropf ist das deutsche Wort für eine vergrößerte Schilddrüse, unter Medizinern auch als Struma bezeichnet. Als wichtigste Ursachen gelten ein chronischer Jodmangel und eine genetische Disposition.
Um beim chronischen Jodmangel einen drohenden Mangel an Schilddrüsenhormon auszugleichen, schüttet die Hirnanhangdrüse vermehrt Schilddrüsen-stimulierendes Hormon TSH aus, was wiederum zu einer Vermehrung und Vergrößerung der Schilddrüsenzellen führt.
Wichtig ist eine gesunde und ausgeglichene Ernährung und eine genügende Jodaufnahme. Der tägliche Jodbedarf für Erwachsene liegt bei etwa 150 bis 200 Mikrogramm täglich, in besonderen Situationen wie z. B. in der Schwangerschaft noch höher. Perfekte Jodlieferanten sind Seefische und Meerestiere wie z. B. Seelachs, Kabeljau und Scholle. Auch die Verwendung von jodiertem Speisesalz kann helfen, Defizite auszugleichen.
Aber: Bei einer Überfunktion sollten Sie Jod möglichst meiden!
Wenn mehrere der oben genannten Symptome auftreten oder Ihr Hals sich vergrößert anfühlt, sollten Sie das abklären lassen. Ihr Hausarzt kann durch eine Blutuntersuchung und einen Ultraschall der Schilddrüse bereits wichtige Diagnosen stellen und Sie je nach Befund an einen Schilddrüsenexperten wie z. B. einen Nuklearmediziner oder einen Endokrinologen überweisen.
Mit Hilfe der Arzt- und Kliniksuche finden Sie Ihren Facharzt.