Startseite Wissenswertes Nebenschilddrüse
Die Nebenschilddrüsen (lat.: Glandulae parathyroideae) sind kaum größer als eine Linse – und dennoch lebenswichtig. Denn sie produzieren das sog. Parathormon, das den Kalziumstoffwechsel des Menschen regelt.
Es gibt verschiedene Erkrankungen der Nebenschilddrüsen. Ein chirurgischer Eingriff wird am häufigsten wegen einer Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) durchgeführt.
Beim Hyperparathyreoidismus (HPT) ist der Parathormonspiegel und in der Regel auch der Kalziumspiegel im Blut erhöht. In diesem Fall kommt es zu einem vermehrten Abbau von Kalk aus den Knochen und zur unerwünschten Einlagerung von Kalk in anderen Geweben.
Es werden verschiedene Formen des Hyperparathyreoidismus unterschieden:
Beim primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) liegt die Ursache der Parathormonüberproduktion ausschließlich in den Nebenschilddrüsen selbst. Es handelt sich entweder um einen hormonproduzierenden (gutartigen) Tumor (Adenom) oder um eine funktionelle Überproduktion (Hyperplasie). Nebenschilddrüsenkrebs tritt äußerst selten auf.
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) liegt die Ursache der Parathormonüberproduktion primär in einer Erkrankung anderer Organe begründet. Am häufigsten liegt eine Nierenerkrankung vor. Hierdurch kann es zu einem Verlust an Phosphat und zu einer verminderten Vitamin-D-Produktion kommen. Über verschiedene Mechanismen versucht der Körper, diese Missstände auszugleichen. Unter anderem auch durch eine vermehrte Parathormonproduktion. In der Regel produzieren dann alle Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon und vergrößern sich (Hyperplasie).
Vom tertiären Hyperparathyreoidismus (tHPT) sprechen wir, wenn es beim sekundären Hyperparathyreoidismus zusätzlich zu einem hormonproduzierenden Adenom kommt. Es handelt sich hierbei um eine Kombination von primärer und sekundärer Form.
Die mit Abstand häufigste und wichtigste Ursache für eine Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus) ist die Schädigung der Nebenschilddrüsen durch einen operativen Eingriff in dieser Region, z. B. bei einer Schilddrüsenoperation.
Die Unterfunktion wird zunächst durch die medikamentöse Gabe von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten behandelt. Besteht noch eine Restproduktion von körpereigenem Parathormon, wird versucht, die Calciumzufuhr schrittweise zu reduzieren, um so das verbliebene Nebenschilddrüsengewebe zu einer vermehrten Parathormonproduktion anzuregen.
Beim dauerhaften (persistierenden) Hypoparathyreoidismus ist in der Regel auch eine dauerhafte Calcium- und/oder Vitamin-Gabe erforderlich. Neuere Behandlungsansätze, wie z. B. die Gabe von künstlichem Parathormon oder die Transplantation von Zellkulturen aus Nebenschilddrüsengewebe, werden zurzeit wissenschaftlich untersucht. Sie sind wegen vieler ungelöster Probleme und Nachteile derzeit jedoch noch nicht Standard.
Mit Ausnahme milder und asymptomatischer Fälle ist eine dauerhafte und effektive Behandlung des Hyperparathyreoidismus in der Regel nur durch einen operativen Eingriff möglich.
Operationen an den Nebenschilddrüsen erfordern wegen der engen anatomischen Lage zu den Stimmbandnerven und der häufigen Lagevarianten extrem viel Erfahrung. Solche Operationen sollten daher nur von Chirurgen durchgeführt werden, die über eine hohe Kompetenz in der Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie verfügen.
Je nachdem, wie viele Nebenschilddrüsen erkrankt sind, muss mehr oder weniger Gewebe entfernt werden.
Beim primären Hyperparathyreoidismus ist in über 90 Prozent der Fälle nur eine Drüse erkrankt (solitäres Nebenschilddrüsenadenom). Dann muss auch nur diese krankhafte Drüse entfernt werden (Adenomexstirpation). Die verbleibenden gesunden Drüsen übernehmen nach einer kurzen Erholungsphase die komplette Funktion, sodass keine dauerhaften Nachteile durch die operative Entfernung einer Nebenschilddrüse entstehen.
Beim sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus sind in der Regel alle Nebenschilddrüsen erkrankt. Dies trifft auch auf etwa jeden zehnten Patienten zu, bei dem ein primärer Hyperparathyreoidismus diagnostiziert worden ist. Zur definitiven Heilung der Überfunktion müsste im Prinzip alles krankhafte Nebenschilddrüsengewebe entfernt werden. Anders als bei der Schilddrüse und dem Schilddrüsenhormon gibt es jedoch bei der Nebenschilddrüse und dem Parathormon bislang noch keine praktikable Hormonersatztherapie für fehlendes körpereigenes Parathormon.
Eine Entfernung aller Nebenschilddrüsen würde zu einem dauerhaften Mangel an Parathormon (Hypoparathyreoidismus) und einem Abfall der Calciumkonzentration im Blut führen. In der Folge können Missempfindungen, Kribbelgefühle, Muskelkrämpfe und andere Symptome auftreten. Zur Vermeidung von Mangelzuständen sollte daher bei einer Operation nach Möglichkeit ausreichend funktionstüchtiges Nebenschilddrüsengewebe erhalten werden.
Zur Sicherung einer ausreichenden Parathormonproduktion gibt es zwei Möglichkeiten:
Hierbei wird das krankhafte Nebenschilddrüsengewebe weitestgehend entfernt. Nur ein kleiner Teil, der noch am gesündesten wirkenden Nebenschilddrüse, wird an seiner ursprünglichen Stelle belassen. In der Praxis bedeutet das: Von vier Nebenschilddrüsen werden drei Stück komplett und eine nur halb entfernt. Somit verbleibt nur noch eine halbe Nebenschilddrüse im Körper (sogenannte 3 ½ Parathyreoidektomie).
Es werden alle Nebenschilddrüsen am Hals entfernt, jedoch ein Teil einer Nebenschilddrüse an einer anderen Körperstelle wieder eingepflanzt (z. B. am Arm oder Bein). Die kleinen Nebenschilddrüsen haben nämlich eine enorme biologische Potenz. Auch wenn nur wenig Gewebe zurückgelassen oder an anderer Stelle wieder eingepflanzt wird, produziert dieses nach einer Anpassungszeit in der Regel wieder ausreichend Parathormon. Dies kann jedoch einige Wochen bis Monate dauern. Als Reserve kann ein Teil des frisch entnommenen Nebenschilddrüsengewebes auch schockgefroren und für eine mögliche Wiedereinpflanzung zu einem späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden (Kryokonservierung).
Die komplette Entfernung hat den erheblichen Vorteil, dass bei einer erneuten Erkrankung der Nebenschilddrüsen nicht wieder im Narbengewebe am Hals und in der Nähe der Stimmbandnerven operiert wurden muss. So wird das Risiko einer Stimmbandschädigung bei einer eventuellen Zweitoperation sicher ausgeschlossen. Ist ein Folgeeingriff trotzdem notwendig, wird versucht, dieses Risiko dadurch zu minimieren, dass bei der Wiedereinpflanzung der Nebenschilddrüse eine oberflächliche und leicht zugängliche Körperstelle gewählt (z. B. Unterarm, Oberschenkel) wird.
Durch diese Vorgehensweise können Folgeoperationen heute als sehr unkompliziert und risikoarm gelten. Die Replantation hat jedoch den prinzipiellen Nachteil, dass es keine Garantie für ein gutes Einwachsen und Funktionieren des verpflanzten Nebenschilddrüsengewebes gibt und es nach der Wiedereinpflanzung eine Zeit lang dauern kann, bis ausreichend Hormon produziert wird.
Nebenschilddrüsen sind sehr kleine Hormondrüsen, die Parathormon produzieren, das wiederum vor allem den Calciumhaushalt im Blut und im Knochen reguliert. Ihren Namen verdanken diese nur etwa reiskorngroßen Drüsen ihrer anatomischen Lage, denn typischerweise liegen sie direkt neben der Schilddrüse an deren hinteren Kapsel. Die konkrete Lage ebenso wie die Anzahl der Nebenschilddrüsen können von Mensch zu Mensch schwanken. Die meisten Menschen haben vier Nebenschilddrüsen, die auf beiden Seiten am oberen und unteren Schilddrüsenpol liegen. Dort können sie bei einer Schilddrüsen-OP unbeabsichtigt geschädigt oder versehentlich mit entfernt werden.
Sie produzieren Parathormon. Dieses reguliert u. a. den wichtigen Calciumhaushalt, in dem es die Aufnahme von Calcium über den Darm verbessert, die Calciumausscheidung über die Nieren verringert und den Calciumabbau aus den Knochen steigert. Dadurch steigt der Calciumspiegel im Blut an. Calcium ist der wichtigste Grundbaustein für unsere Knochen und Zähne, es beeinflusst zudem z. B. die Funktion der Muskeln, des Herzens, der Blutgerinnung sowie vieler enzymatischer Prozesse. Erkrankungen der Nebenschilddrüsen können zu Störungen des Parathormon- und Calciumhaushaltes führen und zum Teil sehr schädliche Auswirkungen nach sich ziehen.
Bei einer Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus, HPT) bilden die kleinen Nebenschilddrüsen zu viel Nebenschilddrüsenhormon (Parathormon). Dadurch kann es zu verschiedenen Symptomen und Problemen kommen, wie z. B. zum vermehrten Abbau von Calcium aus dem Knochen mit der Gefahr von Osteoporose und Knochenbrüchen, erhöhtem Calciumspiegel im Blut, zur Bildung von Nieren- und Gallensteinen, zu unerwünschten Calciumablagerungen in verschiedenen Organen (z. B. Herz oder Gehirn) bis hin zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen. Die häufigste Ursache des HPT ist eine gutartige Wucherung (Adenom) einer Nebenschilddrüse (primärer HPT). Manchmal ist die Nebenschilddrüsenüberfunktion aber auch nur eine Reaktion auf andere Erkrankungen, die zur Erniedrigung des Blutcalciumspiegels führen, wie z. B. chronische Nierenerkrankungen oder Vitamin-D-Mangel. Dann versucht der Körper, den Calciummangel im Blut durch die vermehrte Produktion von Parathormon auszugleichen (sekundärer HPT). Die Behandlung des HPT richtet sich nach den konkreten Ursachen und Befunden.
Die häufigste Ursache für eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus) ist eine gutartige Wucherung (Nebenschilddrüsenadenom) einer oder mehrerer dieser normalerweise nur sehr kleinen Drüsen (primärer Hyperparathyreoidismus, pHPT). Die derzeit einzige effektive Therapie ist eine operative Entfernung solcher Nebenschilddrüsenadenome. Eine aktuelle Studie zum pHPT mit über 16.000 Patienten zeigt jetzt, dass es bei Patienten mit einem unbehandelten pHPT im Vergleich zu einer Vergleichsgruppe ohne pHPT nicht nur häufiger zu Hüft- und anderen Knochenbrüchen, sondern auch zu mehr Herz-Kreis-Lauf-Problemen und sogar zu mehr Todesfällen kam. Wenn die überfunktionierenden Nebenschilddrüsen operativ entfernt wurden, konnten die Risiken wieder gesenkt werden. Die Studie belegt somit, dass man mit der operativen Entfernung überfunktionierender Nebenschilddrüsen nicht zu lange warten sollte.
Das ist möglich. Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus, HPT) kommt es zu einer krankhaften Erhöhung des Nebenschilddrüsenhormons (Parathormon) im Blut und in der Folge auch zu einem Anstieg des Blutcalcium-Spiegels. Klassische Folgen sind u. a. eine Entkalkung der Knochen, Nierensteine, Verdauungsprobleme sowie psychische Veränderungen wie Depressionen. Weniger bekannt ist, dass der HPT auch das Herz-Kreislauf-System schädigt und das Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Das betrifft auch den Bluthochdruck (Hypertonie), der sich bei fast 2⁄3 der Menschen mit einem HPT nachweisen lässt. Studien zeigten, dass Patienten mit einem HPT insgesamt häufiger unter Bluthochdruck leiden als vergleichbare Patienten ohne einen HPT.
Eine Erhöhung des Calcium-Spiegels im Blut ist auf Dauer sehr schädlich und kann sogar lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Die Calcium-Erhöhung kann viele verschiedene Ursachen haben. Die häufigste ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus, HPT). In den kleinen Nebenschilddrüsen wird das Parathormon produziert, das u. a. den Calciumabbau aus dem Knochen fördert und so zu einer Erhöhung des Blutcalcium-Spiegels führt. Deshalb sollte bei einer Erhöhung des Blut-Calciums zunächst auch der Parathormon-Wert im Blut kontrolliert werden. Die häufigste Ursache des HPT ist die gutartige Wucherung nur einer der üblicherweise vier Nebenschilddrüsen (isoliertes Nebenschilddrüsenadenom). Da es durch einen zu hohen Calcium-Spiegel zu langfristigen und mitunter nicht mehr reparablen Schäden kommt, sollte ein solches Nebenschilddrüsenadenom möglichst frühzeitig operativ entfernt werden, was in erfahrenen Kliniken in minimal-invasiver Technik während eines kurzen stationären Aufenthaltes möglich ist.
Mit Hilfe der Arzt- und Kliniksuche finden Sie Ihren Facharzt.