Wann ist eine Schilddrüsen-OP notwendig?

Die Notwendigkeit einer Schilddrüsen-OP ist in manchen Fällen eindeutig und dringlich, in anderen auch relativ und nicht so eilig. Ob und wie zügig eine Schilddrüsenoperation ansteht, ist abhängig von der konkreten Art der Erkrankung, der individuellen Befundkonstellation und natürlich auch dem Wunsche des Patienten. Voraussetzung für eine gute Beratung ist eine möglichst exakte Diagnose. Dazu gehören in jedem Fall:

Je nach Erkrankung häufig auch:

Bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation werden mit dem Patienten die erhofften Vorteile gegen die möglichen Risiken abgewogen. In einem ausführlichen Vorgespräch werden zudem eventuelle Behandlungsalternativen erörtert und in die Therapiewahl mit einbezogen.

Eine eindeutige Operationspflicht besteht in der Regel bei bösartigen und krebsverdächtigen Erkrankungen wie:

Eine Schilddrüsenoperation kann auch bei gutartigen Erkrankungen erforderlich oder wenigstens empfehlenswert sein. So zum Beispiel bei:

Eine Operation ist im Prinzip immer dann empfehlenswert, wenn es durch eine Vergrößerung oder Knotenbildung zu subjektiven Beschwerden oder unangenehmen Missempfindungen kommt, wie zum Beispiel:

Das gilt auch bei objektivierbaren Problemen, wie zum Beispiel:

Bei der drohenden oder tatsächlichen Überfunktion (Hyperthyreose) kommen je nach Befund und Wunsch des Patienten eine Operation, eine Radiojodtherapie, eine medikamentöse Therapie und bei isolierten Adenomen neuerdings evtl. auch eine Thermoablation infrage.

Nicht selten bestehen gleichzeitig mehrere Gründe für eine OP, wobei es jeweils unterschiedlich starke Argumente für oder gegen einen operativen Eingriff geben kann. Auch müssen mögliche Behandlungsalternativen erörtert werden. Diese gibt es unter Umständen bei einer Überfunktion, die prinzipiell auch medikamentös oder mit Radiojod behandelt werden kann. Umgekehrt gibt es bei sehr großen Schilddrüsen oder bei Krebsverdacht keine wirklich sinnvollen Behandlungsalternativen.

Gute Gründe für eine Schilddrüsen-OP

Bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen bietet eine Schilddrüsen-OP im Vergleich zu anderen Therapien einige ganz entscheidende Vorteile:

Sofortiger Wirkungseintritt

Die Operation ist die einzige Behandlung, bei der sich der gewünschte Effekt (z. B. Größenreduktion, Beseitigung der Hormonüberproduktion) bereits unmittelbar nach Behandlungsbeginn (OP) einstellt. Bei einer Radiojodtherapie oder einer Thermoablation von Knoten kann der Wirkungseintritt Zeit in Anspruch nehmen, beim medikamentösen Behandlungsversuch einer Struma mit oder ohne Knoten ist der dauerhafte Effekt häufig nur schwer abschätzbar und meist erst nach Monaten zu beurteilen. Bei reibungslosem Verlauf ist eine OP mit dem ambulanten Fadenzug bereits nach wenigen Behandlungstagen abgeschlossen. Diesen Vorteil bietet keine andere Behandlung.

Individuelle und befundgerechte Therapie

Bei einer Schilddrüsenoperation können gleichzeitig und sofort alle krankhaften Veränderungen (z. B. warme und kalte Knoten, Entzündungen) behandelt werden. Diesen Vorteil bietet keine andere Behandlung. Es besteht zudem die Möglichkeit zur individuellen und befundorientierten Behandlung, die von der sparsamen Teilentfernung bis zur kompletten Entfernung der gesamten Schilddrüse reicht. Wenn die Befunde es zulassen, kann das konkrete Operationsausmaß im Vorfeld mit den Wünschen der Betroffenen abgestimmt und individuell angepasst werden.

Definitive Diagnose

Derzeit ist eine definitive, d. h. eine 100%-ige Unterscheidung zwischen Gut- und Bösartigkeit nur durch die pathologische Untersuchung von operativ entferntem Schilddrüsengewebe möglich. Das ist für alle tumorverdächtigen Befunde ein ganz entscheidender Vorteil. Wir haben zudem festgestellt, dass bei immerhin jedem Zweiten unserer Patienten mit Schilddrüsenkrebs vor der Operation kein Verdacht auf Bösartigkeit bestand. Die Krebsdiagnose war quasi ein Zufallsbefund bei der gewissenhaften pathologischen Untersuchung der Operationspräparate wegen eigentlich vermuteter gutartiger Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Struma). Zufällig im OP-Präparat entdeckte sogenannte versteckte Schilddrüsenkarzinome haben im Allgemeinen eine sehr hohe Heilungsrate – auch ein Argument für eine OP.

Welche Risiken birgt eine OP?

Bei einem erfahrenen Operateur verläuft die Entfernung der Schilddrüse in der Regel komplikationslos. Im eigenen Krankengut traten bei über 97 % aller Schilddrüsenoperationen überhaupt keine Probleme auf. Das allgemeine Operationsrisiko für Lungenentzündungen, Thrombosen, Herzinfarkte usw. ist minimal und die OP-Sterblichkeit nach einer Schilddrüsenoperation geht gegen Null.

Sogenannte eingriffsspezifische Komplikationen bei Schilddrüsenoperationen bestehen im Wesentlichen in Wundheilungsstörungen, Nachblutungen, Blutergussbildungen, Schädigungen der Stimmbandnerven oder Störungen des Kalziumstoffwechsels.

Entzündung, Wundheilungsstörung

Trotz aller Vorkehrungen kann es bei jeder Operation zu einer Entzündung und zu einer gestörten Wundheilung kommen. Das Risiko ist bei Schilddrüsenoperationen gering und liegt im eigenen Krankengut unter 1 %. Unter konsequenter und richtiger Behandlung heilen Infektionen und Wundheilungsstörungen nach einer Schilddrüsen-OP in der Regel folgenlos aus.

Blutung, Bluterguss

Bei jeder Operation können Blutungen oder eine Blutergussbildung auftreten. Nach einer Schilddrüsen-OP sind stärkere Blutungen, Nachblutungen oder größere Blutergüsse sehr selten. Zur Stillung von Nachblutungen oder zum Entfernen von Blutergüssen kann eine erneute OP erforderlich werden. Das ist in den eigenen Händen in weniger als 2 Prozent der Fall. Solche Revisionsoperationen erfolgen dann meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Erst-OP und heilen in der Regel folgenlos aus. Lebensbedrohliche Blutungen und solche, die eine Fremdblutgabe erfordern, kommen sehr selten vor.

Stimm- und Sprachstörungen

Durch die unmittelbare anatomische Nähe der Schilddrüse zu Strukturen, die an der Stimmbildung beteiligt sind, kann es bei einer Schilddrüsen-OP zu Veränderungen der Stimme kommen. Bei einer Schädigung der Stimmbandnerven kann eine Lähmung des Stimmbandes resultieren (Recurrensparese). Die meisten operationsbedingten Stimmbandlähmungen entstehen durch eine unbemerkte Zerrung oder Schwellung der feinen Nerven und bilden sich im Verlauf von selbst wieder komplett zurück. Durch moderne Operationstechniken und die Verwendung technischer Hilfsmittel zur intraoperativen Funktionsdiagnostik wie das Neuromonitoring ist das Risiko für eine dauerhafte Schädigung der Stimmbandnerven (permanente Recurrensparese) bei einem versierten Schilddrüsenchirurgen gering und liegt in guten Kliniken bei oder sogar unter 1 %. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Patienten mit einer Stimmbandlähmung keinesfalls sprachlos sind. Die Patienten können reden und sich mitteilen, die Stimme klingt dann allerdings meist heiser, leise oder krächzend. Durch spezielles Training (Logopädie) und evtl. Korrekturmaßnahmen durch versierte HNO-Ärzte können die meisten der insgesamt wenigen Patienten mit einer dauerhaften Stimmbandlähmung eine für sie zufriedenstellende Stimm- und Sprachqualität erreichen.

Deutsches Schilddruesenzentrum, Wissenswertes Behandlung Schilddruesenoperation 1

Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus)

Bei einer Schilddrüsen-OP können auch die unmittelbar hinter der Schilddrüse liegenden Nebenschilddrüsen geschädigt oder sogar versehentlich mit entfernt werden. Dann kann es zu einem postoperativen Kalziumabfall im Blut kommen. Das Risiko hängt von verschiedenen Faktoren, wie z. B. der Ausdehnung der Schilddrüsenoperation und vor allem der Erfahrung des Operateurs ab. In guten Kliniken liegt das Risiko für einen dauerhaften Hypoparathyreoidismus bei oder sogar unter 1 %. Dieser wird dann durch die tägliche Gabe von Calcium- und/oder Vitamin-D-III-Präparaten behandelt.

Notwendigkeit
und Risikoabwägung

Wann ist eine Schilddrüsen-OP notwendig und welche Risiken bestehen?

Operationstechniken
und Verfahren

Welche modernen Operationstechniken gibt es zum Entfernen der Schilddrüse?

Vorbereitung
und Behandlungsablauf

Wie sieht die Vorbereitung einer Operation aus und wie ist der Behandlungsablauf?

Nachsorge
und Komplikationen

Wie sieht die Nachsorge und das Komplikationsmanagement aus?

Häufige Fragen

Letztlich kommt das immer auf den konkreten Einzelfall an und muss individuell mit dem Patienten entschieden werden. Die häufigsten Gründe für eine Schilddrüsen-OP sind Krebs und Krebsverdacht, eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) mit oder ohne Knoten und verdrängungsbedingte Probleme beim Atmen oder Schlucken, mit Räusperzwang, Enge-, Druck- oder Kloßgefühl im Hals, eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) beim M. Basedow oder einer Autonomie sowie Schilddrüsenentzündungen. Auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis kann eine OP gelegentlich sinnvoll sein.

In der Regel

  • bei Krebsverdacht
  • bei einer
  • Schilddrüsenvergrößerung (Struma), mit oder ohne Knoten und verdrängungsbedingten Problemen beim Atmen oder Schlucken, mit Enge-, Druck- oder Kloßgefühl im Hals
  • bei einer ansonsten nicht einstellbaren Überfunktion (Hyperthyreose)

Darüber hinaus können auch beim M. Basedow, bei der Autonomie sowie bei Knoten und Entzündungen gute Gründe für eine Schilddrüsenoperation bestehen.

Das hängt davon ab, ob und wie viel gesundes und funktionstüchtiges Schilddrüsengewebe nach einer OP im Körper zurückbleibt. Wird die Schilddrüse z. B. komplett entfernt, würde es ohne einen medikamentösen Hormonersatz durch eine Thyroxin-Tablette zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen. Bei einer guten und richtigen Nachbehandlung sollte es nach einer OP in keinem Fall zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen.

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