Startseite Aktuelles Presseartikel: Interview mit Prof. Zieren zum Thema Hashimoto-Thyreoiditis
Prof. Zieren: Warum wissen wir auch heute noch nicht genau. Aus letztlich ungeklärter Ursache bildet der Körper Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, gegen das Schilddrüsenenzym Thyreoperoxidase. Dieses Enzym befindet sich in den Schilddrüsenzellen und ist an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt. Die entsprechenden Antiköper bezeichnet man abgekürzt als TPO-AK oder Anti-TPO. Sie führen an der Schilddrüse zu einer Entzündungsreaktion. Das kann sehr unterschiedliche Verläufe zur Folge haben und endet häufig in einer chronischen Zerstörung und Unterfunktion der Schilddrüse.
Prof. Zieren: Auch das weiß man nicht ganz genau. Man vermutet, dass der im Vergleich zum männlichen Geschlecht viel kompliziertere Hormonhaushalt des weiblichen Organismus auch viel anfälliger für hormonelle Erkrankungen ist. Das gilt an der Schilddrüse insbesondere für den fruchtbaren Lebenszyklus zwischen Einsetzen der Menstruation bis zur Menopause.
Prof. Zieren: Schilddrüsenhormone regulieren die Energieversorgung auf zellulärer Ebene. Sie wirken vereinfacht ausgedrückt wie ein Gaspedal: Bei einem Zuviel an Schilddrüsenhormon fahren Körper und Seele „übertourig“, typische Symptome sind dann z.B. Nervosität, Überdrehtheit bis hin zu Aggressivität, schneller Pulsschlag, Durchfall, Gewichtsverlust oder schnelles Schwitzen. Bei einer Unterfunktion ist das Gegenteil der Fall, die Patienten sind dann z.B. adynam, antriebsgemindert, neigen zu depressiven Störungen, leiden unter Verstopfung und nehmen an Gewicht zu.
Prof. Zieren: Relativ rasch und einfach durch die Bestimmung der wichtigsten Hormone im Blut. Da ist zunächst das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) der Hirnanhangdrüse und dann die eigentlichen Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Bei Verdacht auf eine Hashimoto-Thyreoiditis werden zusätzlich Antikörperspiegel bestimmt und eine ergänzende Ultraschalluntersuchung des Halses durchgeführt.
Prof. Zieren: Häufig beginnt die Erkrankung schleichend und verursacht zunächst keine oder nur ganz unspezifische Symptome, so dass Patienten und Ärzte gar nicht an die Möglichkeit einer Hashimoto-Thyreoiditis denken und nicht danach suchen.
Prof. Zieren: Eine ursächliche Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es bislang leider nicht. Die Behandlung orientiert sich somit an den konkreten Befunden und Beschwerden. Bei einem akuten Entzündungsschub können das schon mal entzündungshemmende Medikamente sein, bei der sich häufig ausbildenden Unterfunktion besteht die Therapie der Wahl im medikamentösen Hormonersatz durch Thyroxin.
Prof. Zieren: Ganz allgemein ist eine gesunde Ernährung, also z.B. viel Obst, Gemüse, Vitamine und relativ wenig Fleisch gut für den gesamten Körper und damit auch gut für die Schilddrüse. Bei Hashimoto-Patienten konnte in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden, dass es z.B. durch eine sogenannte mediterrane oder asiatische Ernährung zu einer nachweisbaren Verbesserung verschiedener Schilddrüsenwerte im Blut kommt. Es gibt allerdings bislang noch keine wissenschaftlich basierte spezielle Hashimoto-Diät.
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